Jeder dritte Österreicher zwischen 25 und 34 Jahren besitzt Bitcoins
AmCham Talk mit Kryptoökonom Alfred Taudes über Crash-Gründe und die Zukunft von Bitcoin und Co.
„In Österreich besitzt mehr als jede dritte Person im Alter zwischen 25 und 34 Jahren Bitcoins. Insgesamt halten 14,8 Prozent der im Land lebenden Menschen Bitcoins“, weiß Prof. Dr. Alfred Taudes, Gründer des WU-Forschungsinstituts Kryptoökonomie und des Austrian Blockchain Centers. Das weltweit stark wachsende Interesse an Kryptowährungen mündete bereits in erste spektakuläre Zusammenbrüche, wie etwa dem Terra/Luna-Crash oder jüngst dem FTX-Crash. Über die unterschiedlichen Crash-Gründe und die Zukunft von Kryptowährungen sprach Taudes am Freitag, den 25. November im Hilton Vienna Plaza im Rahmen des AmCham Talks der Amerikanischen Handelskammer in Österreich.
Bitcoin mit Marktkapitalisierung von 300 Milliarden Euro
Der Bitcoin ist die älteste und gleichzeitig auch teuerste Kryptowährung der Welt. „Bitcoin hat sich zu einem Anlagegut mit einer Marktkapitalisierung von aktuell zirka 300 Milliarden Euro entwickelt. Auch in Österreich haben viele Bitcoin erworben, vor allem 2020 und 2021, als dies bequem durch Umtausch von Euro auf Exchanges möglich war“, erklärt Taudes. „Zwei Drittel der österreichischen Bitcoinbesitzer halten diese als Anlagegut. Auch institutionelle Investoren halten Kryptowährungen in geringem Ausmaß zur Portfoliodiversifizierung“, informiert Taudes. In einigen Entwicklungsländern sei Bitcoin sogar als Zahlungsmittel attraktiv. So haben etwa El Salvador und die Zentralafrikanische Republik Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel zugelassen, wobei das Lightning-Netzwerk rasche Bitcoinüberweisungen möglich macht.
Ursachen für FTX-Crash: intransparente Zentralisierung und fehlende Regulierung
Mit der durch die zweite Blockchain Ethereum gegebenen Möglichkeit, eine Kryptowährung frei zu definieren, stieg die Anzahl der Kryptowährungen massiv an. „So werden auf Marktplätzen für Kryptowährungen aktuell zirka 2.000 derartiger Werte gehandelt“, schätzt Taudes. Ethereum habe den Weg ins Web 3.0 geöffnet, bei dem anstelle zentralisierter Plattformen offene dezentrale Netzwerke treten. „Decentralized Finance-Anwendungen bieten dezentrale Börsen, Protokolle für Kreditvergabe und Kryptowährungen, die den Wert traditioneller Assets wie den Dollar replizieren. NFT (Non-Fungible Token) ermöglichen den Erwerb von Eigentum an digitalen Gütern. Leider hat das rasch wachsende Interesse am Web 3.0 auch zu spektakulären Zusammenbrüchen geführt, wie dem Terra/Luna- oder den FTX-Crash“, führt Taudes aus. Die Ursachen für die Zusammenbrüche sieht Taudes in der fehlenden Regulierung und einer intransparenten Zentralisierung, die der Intention von Bitcoin widerspricht.
Regulierung und Nachhaltigkeit als Zukunftsthemen von Kryptowährungen
„In Europa wird durch die demnächst in Kraft tretende EU-Verordnung über Märkte für Kryptowerte (MiCAR) ein umfassender Regulierungsrahmen geschaffen, der für die weitere Entwicklung der Kryptowährungen von entscheidender Bedeutung ist“, sagt Taudes. Ein weiterer wichtiger Schritt sei die Erhöhung der Nachhaltigkeit von Kryptowährungen. „Vor kurzem hat Ethereum erfolgreich seinen Konsensalgorithmus in Richtung „Proof of Stake“ geändert, bei dem Kautionszahlungen anstelle von energieintensivem Mining die Blockchain sichern. Bei Bitcoin nimmt der Anteil an erneuerbarer Energie stetig zu. So beginnen Ölfirmen, durch abgefackeltes Gas entstehendes Methan für Bitcoinmining zu verwenden, anstatt es in die Atmosphäre zu entlassen“, schildert Taudes aktuelle Fortschritte der zwei Kryptowährungen.
Taudes erwartet steigendes institutionelles Interesse an Kryptowährungen
Derzeit befinden sich Kryptowährungen in einem Bärenmarkt. „Bislang hat jeder Kryptobärenmarkt eine neue Generation von interessanten Innovationen hervorgebracht. Bereits angekündigt ist Taro, ein Protokoll zur Übertragung von beliebigen Assets auf dem Bitcoin-Netzwerk. Im Entstehen sind auch dezentrale Social Media-Netzwerke, beruhend auf einem dezentralen Social Graph, der jeweils dem einzelnen Nutzer gehört“, gibt Taudes einen Ausblick. „Motiviert durch die aktuellen Zusammenbrüche erwarte ich auch die Verbreitung von Methoden, bei denen öffentlich die Zahlungsfähigkeit bewiesen werden kann, ohne dass Kundeninformationen weitergegeben werden. Durch die fortschreitende Regulierung ist auch steigendes institutionelles Interesse zu erwarten. Eine weitere spannende Entwicklung ist die Konkurrenz von Kryptowährungen durch digitale Zentralbankwährungen, die auf ähnlichen Technologien wie Kryptowährungen beruhen aber vom Bankensystem gesteuert werden“, so Taudes.
„Es wird sich erst zeigen, welche Entwicklungen sich konkret durchsetzen werden. Doch bleiben Kryptowährungen jedenfalls spannend“, ist Taudes überzeugt und glaubt, dass Kryptowährungen erst in ihrer Anfangsphase stecken, „sodass wir noch viele spannende Entwicklungen beobachten werden.“
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Im Rahmen des AmCham Talks stellte Präsident Michael Zettel „LM Prisk“ als neues Mitglied der Amerikanischen Handelskammer in Österreich vor. Das Strategieberatungsunternehmen bietet Lösungen in den Bereichen Geopolitik, Compliance, Commercial Due Diligence, Sanktionen und Public Affairs.
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Unter den Gästen und DiskutantInnen des AmCham Talks waren unter anderem (in alphabetischer Reihenfolge):
Martin Brodey (Managing Partner, DORDA Rechtsanwälte GmbH)
Martin Butollo (Country CEO Austria, Commerzbank)
Marcus Handl (Head of Corporate Development, Kapsch TrafficCom)
Thomas Hofmann (CEE Cloud Sales Consulting Director, Oracle Austria)
Andreas Ludwig (Corporate Relations & Umdasch Group Fondation, Umdasch Group)
Christian Maetz (Business Development, AT&T Global Network Services Austria)
Johannes Martschin (CEO, Martschin & Partner)
Richard Oellinger (Senior Access Manager, Pfizer Austria)
Marco Porak (Country General Manager & Director of Technology, IBM Austria)
Susanne Reisinger-Anders (Generalsekretärin, AmCham Austria)
Alexander Shopov (Head of Austria Branch and Sales Director Austria, AIG Europe)
Olivia Stiedl (Partner, Country Lead Austria, Vialto Partners)
Linda Villarreal-Paierl (Partner, Paierl Consulting)
Michael Zettel (AmCham-Präsident, Country Manager, Accenture Austria)
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Die American Chamber of Commerce in Austria (AmCham Austria) wurde 1960 gegründet und ist offizieller Vertreter der österreichisch-amerikanischen Geschäftswelt. Als gemeinnützige Organisation ist AmCham Austria unabhängig und unpolitisch. AmCham Austria ist Teil des globalen AmCham-Netzwerks, das in mehr als 100 Ländern vertreten ist und seinen Hauptsitz in Washington D.C. hat. AmCham Austria fördert den Ausbau und die Stärkung der Handelsbeziehungen zwischen Österreich und den USA und spielt dabei eine doppelte Rolle. Erstens übernimmt AmCham Austria die Rolle eines aktiven Lobbyisten für US-Unternehmen, die Niederlassungen in Österreich gegründet haben und für österreichische Unternehmen, die Handelsbeziehungen und Interessen in den USA haben. Zweitens fördert AmCham neue Geschäftsbeziehungen amerikanischer Unternehmen in Österreich und umgekehrt. Weitere Informationen unter: http://www.amcham.at/