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Neustart transatlantischer Beziehungen geprägt von starken Interessen

AmCham-Talk mit Ex-Botschafter Emil Brix über die aktuelle Wiederauferstehung der transatlantischen Beziehungen zwischen EU und USA

Im Rahmen des AmCham Talks der Amerikanischen Handelskammer in Österreich, am Freitag, den 24. Juni im Hilton Vienna Plaza sprach der Direktor der Diplomatischen Akademie in Wien, Botschafter Emil Brix in seiner Keynote „A transatlantic Re-Start. Based on values or interests?“ über den aktuellen Neustart der transatlantischen Beziehungen. „Der Ukrainekrieg hat bewirkt, dass beide Seiten – EU und USA – wieder starke Interessen daran haben, die Beziehungen zu vertiefen“, so Brix.

Bot. Emil Brix © DA/Peter Lechner

Interessen entscheidender als Werte

„Wir erleben zurzeit eine Phase der Vertrauensbildung zwischen der EU und den USA, die vor einem Jahr so noch nicht absehbar war“, sagt Brix. Eine Vertiefung der transatlantischen Beziehungen ermögliche viele Chancen: Die Themen Freihandel, Besteuerung, IT-Technologie und eventuell sogar eine Reform der WTO könnten behandelt werden. Lösungen zu diesen Themen seien aktuell wahrscheinlicher als in der Vergangenheit. „Grund dafür sind vorrangig gemeinsame Interessen“, betont Brix.

„Auch innerhalb der EU beobachten wir zurzeit eine Politik, die sich auf Interessen stützt – und weniger auf Werte“, sagt Brix. So sei die Entscheidung, Ukraine und Moldau jeweils den Status eines EU-Beitrittskandidaten zuzuerkennen, vor allem eine von Interessen getriebene. „Auch die Einigung auf Sanktionen gegen Russland ist mehr auf Interessen und wohl weniger auf Werte zurückzuführen“, so Brix. Dies zeige sich auch in den Entscheidungen, welche Bereiche wie stark sanktioniert werden.

Bot. Emil Brix © DA/Peter Lechner

Beziehung EU-USA asymmetrisch

Während die USA international klar als Akteur auftreten, sei die Macht innerhalb der EU weniger konzentriert auf außenpolitische Aktionen. „Die Beziehung zwischen der EU und den USA ist daher eine asymmetrische“, erklärt Brix. Mehr Autonomie für die EU-Kommission könnte das Kräfteverhältnis der Beziehung etwas ausgleichen, so Brix. Doch gebe es zahlreiche Politikbereiche, die die Mitgliedsstaaten nicht aus der Hand geben möchten. „Das Projekt EU basiert auf Frieden und ökonomische Zusammenarbeit. Die Bereiche Bildung und Kultur blieben jedoch Sache der Länder. Eine echte gemeinsame europäische Identität ist so nicht möglich“, hält Brix fest.

Im Rahmen des AmCham Talks stellte Generalsekretärin Susanne Reisinger-Anders OBLIN Rechtsanwälte als neues Mitglied der AmCham Austria vor. OBLIN ist eine führende internationale Anwaltskanzlei mit Sitz in Österreich.

Unter den Gästen und DiskutantInnen des AmCham Talks waren unter anderem (in alphabetischer Reihenfolge):

Isabella Blüml (Managing Director Xerox Austria)
Martin Brodey (Managing Partner, DORDA Rechtsanwälte GmbH)
Martin Butollo (Country CEO Austria, Commerzbank)
Egbert Fleischer (Chairman of the Supervisory Board, BAWAG)
Gregor Höpler (Head of Group Executive Office, Raiffeisen)
Kathrin Kubesch (Sales und Marketing bei JUFA Wien City)
Kathryn List (Chairman of the Board, AVL Cultural Foundation)
Johannes Martschin (CEO, Martschin & Partner)
Lukas Nemec (Partner & COO, Enery)
Klaus Oblin (Senior Counsel, OBLIN Rechsanwälte)
Susanne Reisinger- Anders (Generalsekretärin, AmCham Austria)
Sarah Wared (Partner, Wolff Theiss)

Die American Chamber of Commerce in Austria (AmCham Austria) wurde 1960 gegründet und ist offizieller Vertreter der österreichisch-amerikanischen Geschäftswelt. Als gemeinnützige Organisation ist AmCham Austria unabhängig und unpolitisch. AmCham Austria ist Teil des globalen AmCham-Netzwerks, das in mehr als 100 Ländern vertreten ist und seinen Hauptsitz in Washington D.C. hat. AmCham Austria fördert den Ausbau und die Stärkung der Handelsbeziehungen zwischen Österreich und den USA und spielt dabei eine doppelte Rolle. Erstens übernimmt AmCham Austria die Rolle eines aktiven Lobbyisten für US-Unternehmen, die Niederlassungen in Österreich gegründet haben und für österreichische Unternehmen, die Handelsbeziehungen und Interessen in den USA haben. Zweitens fördert AmCham neue Geschäftsbeziehungen amerikanischer Unternehmen in Österreich und umgekehrt. Weitere Informationen unter: http://www.amcham.at/