‘United’ States of America?
Hannelore Veit: Spaltung der Republikaner gut möglich. Künftiges Verhältnis Europa/USA stark von Europa abhängig.
(Wien, am 12. Februar 2021) Im Rahmen der AmCham Talks am Freitagvormittag sprach Hannelore Veit, langjährige USA-Korrespondentin des ORF, zu Mitgliedern der Amerikanischen Handelskammer in Österreich über die jüngsten politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in den USA. Das Video des AmCham Talks kann hier angesehen werden: YouTube
Trump-Impeachment, mögliche Parteispaltung
Das Impeachment-Verfahren gegen den vormaligen Präsidenten Donald Trump ist in den USA aktuell ein dominantes Thema mit unterschiedlichen Einschätzungen zu dessen Dynamik. „Die Menschen reden nicht über den neuen Präsidenten, über die Zukunft, sondern wieder über Donald Trump“, kommentiert Hannelore Veit. „Das könnte seine Rolle als Märtyrer stärken“, warnt die politische Beobachterin, wenngleich sie persönlich einen Freispruch erwarte. „Die Demokraten werden vermutlich nicht genügend Republikaner finden, die gegen Trump stimmen werden“, so ihre Einschätzung.
Eine nachhaltig prekäre Situation könnte in der republikanischen Partei entstehen. In dieser macht der harte Kern der Trump-Fans rund 30 Prozent aller Anhänger der Republikaner aus, vermutet Veit. „Viele republikanische Abgeordnete im Kongress können sich nicht von Trump abwenden, da sie bei ihrer eigenen Wiederwahl von den Stimmen der Trump-Anhänger abhängig sind“, stellt sie fest. Eine Parteispaltung der Republikaner hält Hannelore Veit vor diesem Hintergrund für gut möglich. „Die Entwicklung der republikanischen Partei wird für die nächsten vier Jahre bestimmt eines der spannendsten Themen sein, nicht nur in den USA, sondern auch weltweit“, ist Veit überzeugt.
Verhältnis Europa/USA stark von Europa abhängig
Die US-Beziehungen zu Europa werden sich erwartungsgemäß wieder etwas entspannen. „Doch werden bestehende Interessenskonflikte, wie etwa in der Haltung zu China oder zum Energiehandel mit Russland, nicht vom Tisch gewischt werden können. Es wird von Europa selbst abhängen, ob es gegenüber den USA eine einheitliche europäische Position auf Augenhöhe vertritt, oder ob einzelne Länderinteressen das Sagen haben“, meint Veit.
Als „halbe Amerikanerin“, wie sich Hannelore Veit selbst sieht, sei ihr der amerikanische Spirit in vielem noch immer ein Vorbild. „Amerikaner und Amerikanerinnen fragen sich vor einer Herausforderung, ‚Wie kann ich das tun?‘. Hierzulande wird vor allem gefragt, ‘Darf ich das und kann ich das?‘“
—
Unter den Gästen und DiskutantInnen des AmCham Talks waren unter anderem anwesend (in alphabetischer Reihenfolge):
Ruth Aigner (Director Ecosystem Development, Silicon Alps Cluster)
Christine Catasta (Leitung Unternehmensberatung, PWC Österreich)
Michael Edelsbrunner (Austrian Country Executive, Citibank Europe)
Egbert Fleischer (Vorsitzender des Aufsichtsrats, Bawag Group)
Marcus Handl (Head of Corporate Development, Kapsch Traffic Com)
Andrea Köppl (HR-Manager, 3M Österreich)
Kathrin Kubesch (JUFA Wien City Hotel)
Andreas Lerch (U.S. Embassy)
Norbert B. Lessing (Director, Hilton Vienna Park)
Andreas Ludwig (CEO, Umdasch Group)
Johannes Martschin (Geschäftsführung, Martschin & Partner)
Patricia Neumann (Geschäftsführung, IBM Österreich)
Friedrich Rödler (Vorsitzender des Aufsichtsrats, Erste Group Bank)
Robin Rumler (Country Manager Pfizer Corporation Austria)
Martin Winkler (Country Manager at Oracle Austria)
Michael Zettel (Country Managing Director at Accenture Austria)
—
Die American Chamber of Commerce in Austria (AmCham Austria) wurde 1960 gegründet und ist offizieller Vertreter der österreichisch-amerikanischen Geschäftswelt. Als gemeinnützige Organisation ist AmCham Austria unabhängig und unpolitisch. AmCham Austria ist Teil des globalen AmCham-Netzwerks, das in mehr als 100 Ländern vertreten ist und seinen Hauptsitz in Washington D.C. hat. AmCham Austria fördert den Ausbau und die Stärkung der Handelsbeziehungen zwischen Österreich und den USA und spielt dabei eine doppelte Rolle. Erstens übernimmt AmCham Austria die Rolle eines aktiven Lobbyisten für US-Unternehmen, die Niederlassungen in Österreich gegründet haben und für österreichische Unternehmen, die Handelsbeziehungen und Interessen in den USA haben. Zweitens fördert AmCham neue Geschäftsbeziehungen amerikanischer Unternehmen in Österreich und umgekehrt. Weitere Informationen unter: http://www.amcham.at/