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ÖGDV: Bessere Früherkennung von Hautkrebs durch neue 3D-Diagnostik

Neue Daten zeigen zudem eine verringerte Wahrscheinlichkeit einer erneuten Erkrankung bei Einsatz von Immuntherapie

Eine bessere Früherkennung von weißem und schwarzem Hautkrebs könnte dank innovativer diagnostischer Methoden bereits in wenigen Jahren flächendeckend in Hautarztpraxen anwendbar sein. Durch die Kombination von konfokaler Laserscanmikroskopie (KLSM) mit optischer Kohärenztomografie (OCT) werden computerunterstützt dreidimensionale Rekonstruktionen der untersuchten Hautareale zur Beurteilung verdächtiger Hautveränderungen erstellt. Die Anzahl an Biopsien könnte dadurch reduziert werden. Zudem zeigen neueste Daten, dass durch eine begleitende Immuntherapie nicht nur nach Entfernung von Lymphknotenmetastasen (Tumorstadium III) die Wahrscheinlichkeit für ein Wiederauftreten der Hautkrebserkrankung nahezu halbiert werden kann, sondern auch bei Patienten im Tumorstadium II (dicke und/oder exulzerierten Primärtumore, keine Lymphknotenmetastasierung) eine relative Verminderung des Wiederauftretens der Erkrankung um 35 Prozent erzielt werden kann[1].

Anlässlich des „Melanoma and Skin Cancer Awareness Month“ im Mai berichten ao. Univ. Prof. Dr. Christoph Höller (Medizinische Universität/AKH Wien), Vorsitzender der Arbeitsgruppe Melanom und dermatologische Onkologie (AMDO) der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) und Priv.-Doz. Dr. Peter Kölblinger (Paracelsus Medizinische Privatuniversität/Uniklinikum Salzburg), ebenfalls Dermatoonkologe und aktueller Generalsekretär der ÖGDV, von neuen Erkenntnissen und Fortschritten des Fachs, die beim europäischen Hautkrebskongress der European Association of Dermato Oncology (EADO) in Sevilla Thema waren.

Künftig weniger Biopsien nötig durch innovative Früherkennung von Hautkrebs

Die Auflichtmikroskopie inklusive digitaler Dokumentation zur Verlaufskontrolle stellt im Rahmen der Hautkrebsvorsorge ein seit vielen Jahren etabliertes Verfahren dar. Zwei weitere Methoden können die Treffergenauigkeit in der (frühzeitigen) Diagnose von weißem oder schwarzem Hautkrebs weiter verbessern: die konfokale Laserscanmikroskopie (KLSM) sowie die optische Kohärenztomografie (OCT). Beim diesjährigen EADO-Kongress wurden unter anderem die Weiterentwicklungen und konkreten Einsatzmöglichkeiten dieser innovativen Verfahren im klinischen Alltag näher beleuchtet. Mittels KLSM und OCT können zelluläre Strukturen der Haut in horizontaler beziehungsweise vertikaler Ebene in Echtzeit dargestellt werden. „Durch Kombination dieser beiden Methoden (Line-field confocal optical coherence tomography-LC-OCT) können computerunterstützt dreidimensionale Rekonstruktionen der untersuchten Hautareale zur Beurteilung verdächtiger Hautveränderungen erstellt werden“, sagt Kölblinger.

Priv.-Doz. Dr. Peter Kölblinger © R. Hametner

In der klinischen Praxis ist der Einsatz der genannten Verfahren insbesondere in jenen Fällen interessant, wo mittels herkömmlicher Auflichtmikroskopie nicht eindeutig zwischen gut- und bösartiger Hautveränderung unterschieden werden kann. Durch Erhöhung der Treffergenauigkeit kann die Anzahl unnötiger Gewebeproben (Biopsien) mit letztlich gutartigem Ergebnis deutlich reduziert werden, was in kosmetisch kritischen Regionen, wie beispielsweise dem Gesicht, von besonderer Relevanz ist. „Es ist davon auszugehen, dass durch die Weiterentwicklung der vorgestellten Methoden (handlichere Geräte, Preisreduktion durch zunehmenden Wettbewerb) in den nächsten Jahren ein flächendeckender Einsatz dieser innovativen Technik auch in Hautarztpraxen möglich sein wird“, sagt Kölblinger.

Immuntherapie nach Melanomdiagnose verringert Rezidivrisiko

Durch den zunehmenden Einsatz der Immuntherapie kann mittlerweile bei fast der Hälfte der Patienten mit einem fortgeschrittenen (nicht operablen oder metastasierten) Melanom (schwarzer Hautkrebs) ein langfristiges (> 6,5 Jahre) Überleben trotz bösartiger Tumorerkrankung erzielt werden[2]. In den letzten Jahren wurde das Anwendungsgebiet der Immuntherapie mit PD-1-Antikörpern nun auch auf Patienten ausgedehnt, bei denen der ursprüngliche Tumor sowie etwaige Metastasen in Lymphknoten vollständig chirurgisch entfernt werden konnte. Als Erfolg dieser Behandlung gelang es, die Anzahl an Patienten, bei denen es zu einer neuerlichen Metastasierung kommt, zu senken. In dieser Situation wird folglich von einer adjuvanten (unterstützenden) Therapie gesprochen.

ÖGDV PR-Bild A.o. Univ.-Prof. Dr. Christoph Höller - Website © Felicitas Matern
A.o. Univ.-Prof. Dr. Christoph Höller © Felicitas Matern

Die aktuellen und zukünftigen Einsatzmöglichkeiten der adjuvanten Immuntherapie bei schwarzem Hautkrebs wurden in einer von Höller mitgestalteten Sitzung am EADO-Kongress diskutiert. Neueste Daten zeigen, dass durch eine adjuvante PD-1-Antikörpertherapie nicht nur im Tumorstadium III (nach Entfernung von Lymphknotenmetastasen) die Wahrscheinlichkeit für ein Wiederauftreten der Erkrankung nahezu halbiert werden kann, sondern auch bei Patienten mit dicken und/oder exulzerierten Primärtumoren (höheres Rezidivrisiko) und keiner Lymphknotenmetastasierung (Tumorstadium II) eine relative Verminderung des Rezidivrisikos um 35 Prozent erzielt werden kann[1]. „Da Patienten in der adjuvanten Therapiesituation zum Teil aber auch ohne Therapie gesund bleiben würden, kommt der ausführlichen Patientenaufklärung hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen der Immuntherapie eine besonders große Rolle zu“, betont Höller.

Die Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) ist eine gemeinnützige medizinische Fachgesellschaft und hat ihren Sitz in Wien. Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der wissenschaftlichen Entwicklung und der praktischen Umsetzung des Fachgebietes der Haut- und Geschlechtskrankheiten einschließlich seiner Spezialdisziplinen; das sind Allergologie, Angiologie/Phlebologie, Dermatohistopathologie, Immundermatologie, dermatologische Genetik, operative Dermatologie, dermatologische Onkologie, Proktologie, dermatologische Kosmetologie, Photobiologie und dermatologische Laser- und Strahlentherapie, dermatologische Labordiagnostik, dermatologische Mikrobiologie, die klassischen Geschlechtskrankheiten und die anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen (STD), physikalische Dermatotherapie, psychosomatische Dermatologie, Umweltmedizin, das Gutachterwesen sowie die Gesundheitsvorsorge und Rehabilitation im gesamten Gebiet.

[1] Luke JJ et al. Pembrolizumab versus placebo as adjuvant therapy in completely resected stage IIB or IIC melanoma (KEYNOTE-716): a randomised, double-blind, phase 3 trial. The Lancet, April 2022. Link: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(22)00562-1/fulltext

[2] Wolchok JD et al. CheckMate 067: 6.5-year outcomes in patients (pts) with advanced melanoma. Journal of Clinical Oncology, May 2021. Link: https://ascopubs.org/doi/10.1200/JCO.21.02229?url_ver=Z39.88-2003&rfr_id=ori:rid:crossref.org&rfr_dat=cr_pub%20%200pubmed