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Presseinformation: WHO schlägt Alarm: Kinder werden immer dicker

ÖAIE fordert konkrete Maßnahmen der Regierung zur Reduzierung des Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen

Die WHO wird im Rahmen der „Ministerkonferenz zu Ernährung und nichtübertragbaren Krankheiten“ am 4. Juli in Wien den „Food and Nutrition Action Plan 2014-2020“ präsentieren. Wesentliches Ziel ist es, bis 2020 die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen um 10 Prozent zu senken. Das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) fordert nun konkrete Maßnahmen von der Regierung, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen. Es verweist auf ein eigenes Modell-Projekt zur Übergewichts-Prävention bei Kindern, das im Herbst in fünf Schulen starten wird.

Bis zu ein Viertel der österreichischen Kinder zu dick – genaue Zahlen von Ministerien vorenthalten

Aktuell sind bis zu 23 Prozent der Kinder in Wien – abhängig von Alter, Geschlecht und kulturellem Background – übergewichtig. Rund 6 Prozent davon leiden an Adipostas (Fettleibigkeit), ca. drei weitere Prozent an extremer Adipositas. Die Zahlen beruhen auf einer repräsentativen Studie, die im Herbst 2012 unter Mitarbeit des ÖAIE mit Wiener Schulkindern durchgeführt wurde. Von öffentlichen Stellen gibt es allerdings keine ausgewerteten Daten, obwohl Schulärzte jährlich in ganz Österreich Größe und Gewicht der Schulkinder messen.

Prof. Kurt Widhalm, Präsident des ÖAIE, sagt dazu: „Die WHO fordert zurecht eine zahlenmäßige Erfassung des Problems Adipositas bei Kindern. Als ersten Schritt zur Erreichung der WHO Ziele fordern wir daher, dass die jährlich erhobenen Daten von Schulkindern in Österreich nicht in der Schublade verschwinden, sondern von den zuständigen Ministerien – Gesundheit und Unterricht – umgehend ausgewertet werden. Nur so können Rückschlüsse auf die epidemiologische Situation gezogen und präventive Maßnahmen gesetzt werden.“

Unterschätztes Gesundheitsrisiko Adipositas: Schule soll sensibilisieren

Adipositas im Kindesalter führt zu erhöhten Gesundheitsrisiken. Neben psychischen Erkrankungen wie Verhaltensstörungen, ADHS und Depressionen treten auch bereits Knorpelschäden, Knochenveränderungen, Asthma, Allergien und Kreislauferkrankungen bei fettleibigen Kindern häufiger auf als bei normalgewichtigen. Altersdiabetes und Erkrankungen der Gefäße sind Folgen bereits bei Jugendlichen.

„Vielen Kindern und deren Eltern ist das gesundheitliche Risiko, das Übergewicht und Fettleibigkeit mit sich bringen, nicht bewusst. Das ÖAIE fordert daher eine gezielte Ausbildung von Lehrern im Fach Ernährung und die Einführung eines eigenen Unterrichtsfachs Ernährung/Bewegung/Gesundheit an allen Schulen“, betont Widhalm.

Präventions-Pilotprojekt des ÖAIE startet im Herbst in Schulen

Im Herbst startet das ÖAIE in Kooperation mit dem Institut für Sportwissenschaften der Universität Wien ein wissenschaftlich begleitetes Präventions-Projekt, wo an fünf Wiener Schulen Präventionsmaßnahmen auf deren Wirksamkeit überprüft werden. Teilnehmende Schüler erhalten unter Einbeziehung der Eltern gezielten Ernährungsunterricht und Sport-Trainings, um Gewicht zu reduzieren und somit körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern. Mit regelmäßigen begleitenden medizinischen Testungen wird der Erfolg des Projekts gemessen.

„Durch die wissenschaftliche Auswertung dieses Präventions-Pilotprojekts erwarten wir uns Daten, die die Sinnhaftigkeit von regelmäßiger Bewegung – Stichwort: tägliche Turnstunde – und Ernährungsunterricht für Kinder schwarz auf weiß beweisen. Wir hoffen, dass auch die zuständigen Minister das zur Kenntnis nehmen werden“, so Widhalm. Ziel sei es, das Projekt an weiteren Schulstandorten österreichweit durchzuführen, um wissenschaftliche Vergleichsdaten zu erhalten. Darauf basierend kann dann eine Strategie entwickelt werden, um – wie von der WHO gefordert – die Zahl der übergewichtigen Kinder nachhaltig zu senken.


Das Österreichisches Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) wurde 1996 auf Initiative des damaligen Präsidenten der Ärztekammer, Prim. Dr. Michael Neumann, mit dem Ziel gegründet, Ärzte im Fach der Ernährungsmedizin fortzubilden. Das ÖAIE ist interdisziplinär ausgerichtet und vereint unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm Experten aus den Bereichen der Medizin, Psychologie, Ernährungswissenschaften, Diätologie, Sportwissenschaften und Nahrungsmittelproduktion. Als führende Fortbildungs- und Forschungs-Institution für Ernährungsmedizin in Österreich richtet es regelmäßig wissenschaftliche Veranstaltung aus und publiziert vierteljährlich das „Journal für Ernährungsmedizin“. Weitere Informationen unter: www.oeaie.org