Akuter Mangel an männlichen Volksschullehrern
Kirchliche Pädagogische Hochschule (KPH) Wien/Krems steuert erfolgreich gegen
Der Anteil männlicher Lehrpersonen im Grundschulbereich nahm in den letzten Jahrzehnten sukzessive ab und liegt aktuell bei unter 10 Prozent. Schlechtes Image des Lehrberufs, geringer Lohn und fehlende Karrieremöglichkeiten sind wesentliche Gründe, weshalb immer weniger junge Männer die Ausbildung zum Volksschullehrer starten. Bildungsexpertinnen und -experten sind sich jedoch einig, dass von einem ausgewogeneren Geschlechterverhältnis beim Lehrpersonal Kinder und Schulen stark profitieren würden. An der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems läuft daher seit zwei Jahren das Projekt „Männer in der Grundschule“ – nun wird erfolgreich Bilanz gezogen.
Grundschule braucht Vielfalt
Während im Schuljahr 1960/61 der Anteil männlicher Lehrpersonen im Grundschulbereich noch 46 Prozent betrug, sank er auf ca. 9 Prozent im Schuljahr 2010/11. Forschungen zur Rolle von Männern an Schulen zeigen jedoch deutlich, dass eine ausgewogene Erziehung durch Männer und Frauen für die kindliche Entwicklung wichtig ist.
Notburga Grosser, Vizerektorin der KPH, meint als Initiatorin des Projekts „Mehr Männer in der Grundschule“ dazu: „Sowohl für Buben als auch für Mädchen ist es wichtig, männliche Bezugspersonen zu haben. Der Vielfalt der Kinder sollte eine Vielfalt der Lehrkräfte gegenüberstehen.“
„Mehr Männer in der Grundschule“ – Entwicklungsprojekt in Theorie und Praxis
Um dem akuten Mangel an männlichen Volksschullehrern entgegenzusteuern, startete die KPH vor zwei Jahren das Projekt „Männer in der Grundschule – Männer und Grundschullehramt schließen einander nicht aus!“ Alle männlichen Studierenden sind seither in einer gemischten Praxisgruppe zusammengefasst, wo sie von männlichen Mentoren begleitet werden. Dabei wird ihre spezifische Studiensituation erforscht.
Die Ergebnisse werden wissenschaftlich evaluiert und dienen als Grundlage für die Erarbeitung eines neuen Konzepts für die Betreuung männlicher Studierender des Grundschullehramtsstudiums. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in künftige Lehrveranstaltungen ein, wodurch einander Wissenschaft und Praxis optimal ergänzen.
Erfolgreiche Zwischenbilanz der KPH Wien/Krems
Reinhard Feldl, Gruppenbetreuer der gemischten Schulpraxisgruppe an der KPH und Mitglied des Forschungsteams, ist vom nachhaltigen Erfolg des Projekts überzeugt: „Eine gemischte Gruppe ist gut für beide Geschlechter. Im Unterricht erweist sich das Team Teaching von Frauen und Männern als ideal. Es ist ein erster Schritt in Richtung einer Vielfalt, die nun auch für Kinder erfahrbar ist.“
Durch die Zusammenfassung aller männlichen Studierenden in eine Praxisgruppe bietet sich für diese nun auch die Möglichkeit zum besseren Erfahrungsaustausch. Aufgebaute soziale Netzwerke können für die Zeit des Berufseinstiegs und darüber hinaus bestehen bleiben. „Vor allem wurde aber die berufliche Identitätsbildung bei unseren künftigen männlichen Volksschullehrern positiv beeinflusst. Sie bilden eine dynamische und selbstbewusste Gruppe, die Freude an ihrer Tätigkeit hat und sich erfolgreich dem Sog der gesellschaftlicher Verhältnisse entziehen kann,“ zieht Feldl positive Bilanz über den bisherigen Verlauf des Projekts.