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Höhere Ausbildung von KindergartenpädagogInnen bringt Kindern und Gesellschaft am meisten

FREUNDE-Vorstand Markus Hengstschläger: „Talente und Entwicklungsverzögerungen rechtzeitig zu erkennen ist eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft und erfordert ExpertInnen mit fundiertem elementarpädagogischen Wissen.“

Österreich ist das einzige europäische Land, in dem die Ausbildung von KindergartenpädagogInnen nicht an Hochschulen und Universitäten stattfindet, sondern auf der Sekundarstufe. Gleichzeitig bemerken PädagogInnen eine steigende Zahl von Kindern mit Entwicklungsverzögerungen und beklagen zunehmende Probleme bei der Zusammenarbeit mit Eltern und massiven Personalmangel. Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger, Genetiker und Vorstandsmitglied von FREUNDE Österreich, pocht daher auf die rasche Akademisierung der Ausbildung von KindergartenpädagogInnen, um Qualität und Chancengleichheit in der Bildung der Kinder nachhaltig zu gewährleisten. Mit dem Rotary Lebenskompetenzprogramm FREUNDE, das in Kooperation mit dem Österreichischen Jugendrotkreuz umgesetzt wird, erhält die Forderung nach einer höheren Ausbildung „Elementarpädagogik“ somit einen weiteren prominenten Fürsprecher.

Erste Bildungseinrichtung richtungsweisend für Entwicklung des Kindes – gezielte Förderung muss auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse der Elementarpädagogik erfolgen

Der Kindergarten legt als erste Bildungseinrichtung wesentliche Grundsteine für die spätere Bildungslaufbahn des Kindes. Hengstschläger fordert daher die rasche Umsetzung einer Ausbildung auf Universitätsniveau: „Eine akademische Ausbildung ermöglicht es KindergartenpädagogInnen, Talente und Entwicklungsverzögerungen rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu setzen. Um für jedes Kind die gleiche Chance auf Bildung zu gewährleisten, muss gezielte Förderung bereits im Kindergartenalter ansetzen, damit sie noch rechtzeitig greifen kann.“

Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger © Ecowin Verlag GmbH
Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger © Ecowin Verlag GmbH

Klar ist für Prof. Hengstschläger, dass KindergartenpädagogInnen mit einer akademischen Ausbildung notwendige Kompetenzen für die Arbeit in der Gruppe erhalten würden. „Kinder brauchen Menschen, die sich intensiv mit ihrer Entwicklung auseinandersetzen und diese reflektieren. Dafür ist ebenso theoretisches Wissen auf Basis neuester Erkenntnisse der Elementarpädagogik notwendig wie auch die Fähigkeit, dieses Wissen in der Praxis anwenden zu können. Und genau dafür braucht es die geforderte Ausbildung auf Hochschulniveau“, so Hengstschläger.

Fehlende akademische Ausbildung verursacht massive Personalprobleme

Eine Akademisierung der Ausbildung ist auch eine geeignete Maßnahme, um den akuten Personalmangel an Österreichs Kindergärten zu beheben. „Die Ausbildung an der BAKIP bildet eine gute Grundlage für ein weiterführendes Studium, sie kann aber weder das Fachwissen noch die für die Ausübung des Berufes notwendige Persönlichkeitsbildung zur Verfügung stellen. Das wird vielen PädagogInnen in den ersten Berufsjahren bewusst und sie verlassen das Berufsfeld“, beschreibt Dr. Heide Lex-Nalis, ehemalige Direktorin der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (BAKIP) Wien-Ettenreichgasse und steuerndes Mitglied der Plattform EduCare, die Ursachen für die akuten Personalprobleme.
Aktuelle Zahlen der Statistik Austria belegen diesen Trend: Mangels eines einschlägigen Studiums Elementarpädagogik weichen 41% der BAKIP-AbsolventInnen in andere Studien wie Lehramtsstudien, Psychologie oder Pädagogik aus und steigen nicht in den Beruf ein. Damit gehen sie dem Berufsfeld Kindergartenpädagogik dauerhaft verloren.

Herausforderung Elternarbeit gewinnt zunehmend an Bedeutung

Eine immer größer werdende Herausforderung für junge KindergartenpädagogInnen ist die Zusammenarbeit mit den Eltern. „Eine funktionierende Bildungs- und Erziehungspartnerschaft, d.h. eine gute Zusammenarbeit zwischen den Eltern und der PädagogIn, ist das A und O für einen fruchtbaren Kindergartenalltag. Das Ziel ist, eine lern- und entwicklungsförderliche Umgebung für Kinder zu schaffen. Eine höhere Ausbildung bringt in der Kommunikation mit Eltern wesentliche Vorteile, da sie besser – fundiert auf wissenschaftliche Erkenntnisse – argumentieren können“, erklärt Susanna Haas, Pädagogische Leiterin der St. Nikolausstiftung.


FREUNDE ist ein Programm zur gesunden Stärkung des Selbstbewusst­seins und der Lebenskompetenz von Kindern in Kindergärten und wurde 1998 von Rotary Clubs in Deutschland initiiert. Seit 2008 existiert FREUNDE auch in Österreich und ist Teil der „Plattform 10“. Ziel ist es, die Persönlichkeit von Kindern zu stärken und der Sucht- und Gewaltentstehung bereits im Vorschulalter vorzubeugen. FREUNDE informiert und bildet Kinder­garten-PädagogInnen mit einem evaluierten und wissenschaftlich begleitenden Programm in Kooperation mit dem Österreichischen Jugendrotkreuz fort und fördert insbesondere auch die Zusammenarbeit mit den Eltern. FREUNDE ist Preisträger des Bayerischen Gesundheits­förderungs- und Präventionspreises 2009.