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Neue Studien belegen medizinische Wirksamkeit von Probiotika

Symposium-Nachbericht „Probiotica – State of the art“ des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin

Im Rahmen des Symposiums „Probiotica – State of the art“ am 8.11.2013 in Wien präsentierte das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) neue Erkenntnisse zur medizinischen Wirksamkeit von Probiotika (= Zubereitungen, die lebensfähige Organismen enthalten). Durch den Einsatz probiotischer Pharmaka und Medizinprodukte können chronisch entzündliche, infektiöse und allergische Erkrankungen gezielt behandelt werden.

Studien belegen therapeutische Wirksamkeit von Probiotika bereits im Kindesalter

Probiotika haben nachweislich günstige Auswirkungen u.a. auf die Laktoseverdauung, das Immunsystem sowie die Darmmotorik. Sie gelangen durch die Aufnahme von Lebensmittel wie z.B. Milch in den Darm, können aber auch in Form von Nahrungsergänzungsmittel und Medikamenten gezielt verabreicht werden.
Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm, Leiter des ÖAIE, betont die therapeutische Wirksamkeit: „Überzeugende Studienergebnisse gibt es für Rotaviren, bei infektiösen Durchfallerkrankungen im Kindesalter. Hier können probiotische Bakterienstämme sehr hilfreich sein und nachweislich die Dauer und Häufigkeit der Erkrankung mindern.“

Prof. Dr. Kurt Widhalm © Widhalm
Prof. Dr. Kurt Widhalm © Widhalm

Aktuelle Studien belegen außerdem die Wirkung spezieller Probiotika-Stämme bei der Prophylaxe und Therapie von chronisch entzündlichen, infektiösen und allergischen Erkrankungen. Von der weiteren Erforschung ihrer Wirksamkeit erhofft sich Widhalm neue innovative Therapiestrategien und Erkenntnisse in der Pathophysiologie immunologischer, ernährungsbedingter und infektiöser Erkrankungen des Verdauungstrakts.

Reizdarmsyndrom als mögliche Ursache für chronische Autoimmunerkrankungen mit bakterienverändernder Therapie behandelbar

Mikroorganismen im menschlichen Darm (in ihrer Gesamtheit als sog. Mikrobiom bezeichnet) können neuen Studienergebnissen zufolge die Ursachen für chronische Autoimmunerkrankungen bis hin zu metabolischen Erkankungen wie krankhaftes Übergewicht oder nichtalkoholischer Fettleber sein. Probiotika eröffnen nun neue Wege in der Therapie dieser Erkrankungen.
Den Paradefall einer durch bakterienverändernde Therapien beeinflussbaren Erkrankung stellt das Reizdarmsyndrom (RDS) als funktionelle Darmerkankung dar. Typisch für RDS sind abdominelle Beschwerden, Stuhlunregelmäßigkeiten, sowie das Fehlen von organpathologischen Befunden, die die Beschwerden ausreichend erklären könnten.
„Weil das Beschwerdebild bei RDS sehr beeinträchtigend und für viele Betroffene auch sehr beängstigend ist, weisen diese auch häufiger psychische Störungen auf“, warnt Univ.-Prof. Dr. Gabriele Moser von der Univ. Klinik für Innere Medizin III der Medizinischen Universität Wien. Neben einer symptomatischen medikamentösen Therapie und probiotischen Behandlung sei daher die Integration psychosozialer Faktoren im diagnostischen Prozess mit einer psychosomatischen Betreuung der RDS-PatientInnen besonders wichtig.

Univ.-Prof. Dr. Gabriele Moser © Moser
Prof. Dr. Gabriele Moser © Moser

Regelmäßige Zufuhr der gleichen Keimarten zur Aufrechterhaltung der Wirksamkeit von Probiotika wichtig – ernährungsmedizinische Beratung wird empfohlen

Es existieren sehr viele unterschiedliche probiotische Bakterien mit unterschiedlicher Wirkung. Am häufigsten verwendet werden Bifidobakterien und Laktobazillen. Ihre Verwendung in Lebensmitteln ist sehr vielfältig: Viele fermentierte Milchprodukte, Joghurts und Kinderlebensmittel werden heute damit angereichert.
Probiotische Keime gelangen lebend in den Darm, können sich jedoch größtenteils nicht dauerhaft im Darm ansiedeln. Eine regelmäßige Zufuhr der gleichen Keimarten ist daher für die Wirksamkeit sehr wichtig. Diese kann durch die Verwendung von Pharmaka, Nahrungsergänzungsmitteln oder Medizinprodukten gezielt gefördert werden.
Betroffenen, die an Verdauungsstörungen, Nahrungsmittelallergien und Immunschwäche leidern, empfiehlt Widhalm eine Beratung durch einen Ernährungsmediziner: „Nach korrekter Diagnose können Beschwerden durch ernährungsmedizinische Maßnahmen wie dem Einsatz von Probiotika gezielt gebessert werden können.“  Aktuell gibt es in Österreich ca. 1300 niedergelassene Ärzte aller Fachrichtungen, die ein Fortbildungsdiplom für Ernährungsmedizin haben. Das ÖAIE verfügt auf seiner Website www.oeaie.org im Servicebereich über eine Suchfunktion, mit deren Hilfe jeder Patient einen ausgebildeten Ernährungsmediziner in seiner Nähe finden kann